Kapellen in Matrei
Klaunz Kirchle
Die Klaunzkapelle ist eine Maria-Hilf-Kapelle, zweijochig mit dreiseitigem Chor und mächtigem Fassadenturm mit auffallend schmalem Spitzdach. Kleine Rundbogenfenster lassen Sonnenstrahlen und Licht ein, die im tonnengewölbten Innenraum auf dem großartigen Rokoko-Altärchen zauberhafte Spielchen treiben. Beachtenswert ist auch das zierliche Rokoko-Gestühl.Das Klaunz-Kirchle wurde um 1700 auf dem Klaunz-Bühel errichtet, einem historischem Ort, da hier ein Schmelzplatz aus der Bronzezeit (1500 bis 700 v. Chr.) war.
Die Kapelle wurde am 17. Februar 1713 als Maria-Hilf-Kapelle vom Archidiakon aus Gmünd (Kärnten) geweiht. Matrei gehörte damals zu Salzburg, auch Teile Kärntens, somit war Gmünd zuständig. Um 1770 erhielt die Kapelle einen Altar. Das Altarbild mit der Mutter Gottes und dem Gottessohn auf dem Schoße ist der Maria-Hilf-Darstellung von Lukas Kranach im Innsbrucker Dom nachempfunden.
Die Errichtung der Kapelle erfolgte zu einer Zeit, in der große Unruhen herrschten und die Wirtschaft darniederlag. Der Bergbau ist zu Ende gegangen, die Leute waren arbeitslos und verzweifelt. Der 30-jährige Krieg ist durch Europa gezogen und hat Chaos hinterlassen. Den Menschen fehlte die Orientierung und sie haben dem Klerus und der weltlichen Obrigkeit die Mitschuld an den wirtschaftlichen Zuständen gegeben. In Folge haben sich viele von Glaubensänderungen, besonders von den Lehrern Martin Luthers, eine Besserung der Zustände erwartet. Diese konnte der Landesfürst jedoch nicht dulden, da somit Salzburg und das gesamte Habsburgerreich in Gefahr waren. (Wem das Land, so der Glaube).
Es war notwendig, sichtbare Zeichen des Glaubens zu setzen. So fand man in den um die damalige Zeit errichteten Häusern Kerschbaumer neben dem ABC das Katholische Glaubensbekenntnis im First, beim Pfaffenebner Futterhaus das Zeichen IHS an statisch wichtiger Stelle.
Der Sage nach war folgendes wundersame Ereignis Anlass zur Errichtung dieser Weihestätte:
Die Motiser Bäuerin, deren Ehe bislang kinderlos geblieben war und die sich sehnsüchtig ein Kind wünschte, traf eines Tages im Wald eine Frau mit einem neugeborenen Kind. Die Bäuerin bewunderte den „Poppen" und liebkoste ihn. Daraufhin erklärte die junge Frau der Bäuerin, sie könne das Kindlein haben. Sie wisse nämlich nicht, wie sie es aufziehen sollte, da sie keine Unterkunft habe. Da nahm die Bäuerin beide mit nach Hause, um ihnen ein Heim zu geben. Anderntags war die Kindsmutter verschwunden, Da glaubten die Bauernsleute an ein Wunder und beschlossen, das Kind wie ihr eigenes aufzuziehen. In den folgenden Jahren wurden sie nun selber mit reichem Kindersegen beglückt. Aus Dankbarkeit hierfür erbaute der Motiser Bauer auf dem Klaunzbühel dieses Kirchlein.
Dies ist nur eine Variante der mehrfachen Sagen um die Kirchenentstehung. Auch heute ist mit dem Klaunzkirchl die besondere Bedeutung für Kindersegen verbunden, wobei mit der Backhapelle ein „folgenschwerer" Zusammenhang besteht: Soll das gewünschte Kind ein Bub werden, geht man zuerst zum Bachkirchl und dann zum Klaunzkirchl „kirfathen", sollte es ein Dirndl werden, ist der Weg in der entgegengesetzten Richtung zu nehmen.
Wegen seiner hervorragenden Lage hätte während des Zweiten Weltkrieges das Kirchlein einem Versehrtenheim weichen sollen. Nur durch das persönliche Eintreten und die gezeigte Unnachgiebigkeit des Bürgermeisters Alois Berger, Peterer, und des Moterbauern Josef Klaunzer, konnte der Plan verhindert werden.
Erst 1873 hat der Turm eine kleine Glocke erhalten. Diese wurde im ersten Weltkrieg eingeschmolzen und danach durch eine Eisenglocke 1920 ersetzt. Diese Glocke ist schadhaft geworden, sie konnte nicht mehr richtig geläutet werden.
Einmal löste sich beim Läuten der „Klachl" und flog im hohen Bogen hinten auf die Wiese. Die Glocke wurde zwar wieder repariert, jedoch schlug der „Klachl" nur mehr an einer Seite an, was den Klang sehr beeinträchtigte. Als das Glockenläuten wieder einmal die Wallfahrer aus Heiligenblut begrüßen sollte, meinte einer davon: „Dem Mesner muss man auch erst einmal das Läuten lernen."
Daraufhin ließ man 2011 eine neue Glocke gießen, mit dem Zeichen „Legat der Gottesmutter Maria", die im am 26. Mai 2012, Patroziniumstag ist der 25. Mai, feierlich gesegnet und aufgehängt wurde.